Geschichte des Freundeskreises für Kirchenmusik Bensheim
Die Geschichte des Freundeskreises für Kirchenmusik Bensheim lässt sich nicht trennen von der Geschichte der Kirchenmusik in der Michaelsgemeinde. Die Aufgabe des Freundeskreises ist es seit vielen Jahren, die Arbeit der Kantoren finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Das Doppeljubiläum im Jahr 2013 - "50 Jahre Freundeskreis" und "150 Jahre Michaelskirche" - wurde folglich auch mit einem großen Konzert gefeiert, bei dem neben den Chören der Michaelsgemeinde und einem eigens gebildeten Projektorchester auch Prof. Armin Schoof als ehemals erster hauptamtlicher Kantor der Michaelsgemeinde mitwirkte.
Armin Schoof hatte 1963 den Freundeskreis für Kirchenmusik zusammen mit einigen Chormitgliedern ins Leben gerufen. Neben dem zentralen gottesdienstlichen Musizieren wollte er auch die Konzerttätigkeit stärker ausbauen und benötigte dafür einen größeren finanziellen Spielraum. Nach seiner Gründung hatte der Freundeskreis im November 1963 25 Mitglieder. Der monatlich erhobene Beitrag betrug 1,50 DM!
Der erste Vorsitzende war Walter Loos (bis 1972) darauf folgten Dr. Konrad Schlaich (bis 1974), Rolf Rüggeberg (bis 1993 und wieder ab 1996), Walter Staude (1993 bis 1996) und Dr. Jürgen Merke (2013).
1967, wenige Jahre nach seiner Gründung, hatte der Freundeskreis für Kirchenmusik bereits die Durchführung von 24 Konzerten unterstützt, darunter auch Gastkonzerte von auswärtigen Chören. Als erstes großes Oratorium wurde 1971 Haydns Schöpfung im Parktheater aufgeführt, danach folgten J.S. Bachs Weihnachtsoratorium (1972), Bachs Johannespassion (1974) und Händels Messias (1975).
1977 übernahm Otfried Miller das Kantorenamt von Armin Schoof. Er gründete noch im gleichen Jahr den Oratorienchor, der als Konzertchor des Dekanats die Aufführung großer Werke der geistlichen Chorliteratur noch besser ermöglichte. Die Jahresprogramme des Freundeskreises wurden unter Otfried Miller auch deutlich erweitert durch Instrumental- und Orgelkonzerte, wie zum Beispiel die jährlich im September stattfindenden Bensheimer Orgelwochen.
2005 trat Otfried Miller in den Ruhestand, und Konja Voll übernahm das Amt des Kantors der Michaelsgemeinde und damit auch das des Propsteikantors. Sein Antrittskonzert als Organist im Mai 2005 war das 367ste Konzert des Freundeskreises für Kirchenmusik seit seiner Gründung. In der Amtszeit von Konja Voll wurde die Arbeit mit den Kinderchören erheblich ausgebaut und intensiviert, sodass sich im Programm des Freundeskreises regelmäßig auch Kindermusicals zu religiösen Themen fanden. Die neu gegründete Jugendkantorei wirkte wiederholt bei Konzerten des Oratorienchores mit, z.B. bei Aufführungen von Bachs Weihnachtsoratorium. Seit 2005 wurde unter Konja Voll in Zusammenarbeit mit dem Kantor der katholischen Stadtkirche St. Georg in jedem Frühjahr die Konzertreihe "Ökumenische Bachtage im Kreis Bergstraße" veranstaltet.
Im Januar 2022 beendete Konja Voll seine Tätigkeit als Propsteikantor und Kantor der Michaelsgemeinde, um in Greifswald das Amt des Domorganisten und des Landeskirchenmusikdirektors der Nordkirche für Mecklenburg-Vorpommern zu übernehmen. Obwohl seine letzten beiden Amtsjahre von den Einschränkungen während der Corona-Pandemie überschattet waren, blieb die Michaelskirche auch während dieser Zeit ein Ort gelebter und erlebbarer Musik, wozu auch der Freundeskreis finanziell und organisatorisch einen Beitrag leisten konnte. Von den kirchenmusikalischen Veranstaltungen, die unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen und zeitweise auch mit Impfnachweisen möglich waren, sind die musikalischen Andachten besonders hervorzuheben. Auch die Orgelwochen im September konnten in den Corona-Jahren 2020 und 2021 stattfinden. Anstelle des Konzertes des Oratorienchors im Rahmen der Bensheimer Musiktage wurde im Oktober 2020 in der Michaelskirche ein solistisches Vokalkonzert mit Werken von Schütz, Schein und Monteverdi veranstaltet. Am Reformationstag 2021 hatte mit John Rutters Magnificat erstmals seit Coronabeginn der Oratorienchor wieder einen Auftritt, den letzten unter dem Dirigat von Konja Voll.
Auch in der Zeit der Vakanz nach seinem Ausscheiden im Januar 2022 blieb die Michaelskirche dank hervorragender Vertretungskräfte ein lebendiges Zentrum geistlicher Musik, unter anderem mit einer Aufführung von J.S. Bachs Johannespassion unter Uta Voll in der katholischen Stadtkirche St. Georg und einem Konzert in der Michaelskirche, bei dem der Oratorienchor Antonín Dvořáks Messe in D-Dur sang, unter der Leitung von Klaus Thielitz.
Am 3. Juli 2022 wurde als neuer Propsteikantor Christian Mause in einem Festgottesdienst in sein Amt eingeführt. Wie seine Vorgänger wird auch er eigene Schwerpunkte setzen, um das reiche kirchenmusikalische Leben der Michaelsgemeinde und der Propstei in den Gottesdiensten und durch Konzerte weiterzuentwickeln. Der Freundeskreis für Kirchenmusik mit seinen Mitgliedern und seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern wird ihn dabei nach Kräften unterstützen, so wie er auch in der Vergangenheit dazu beigetragen hat, dass eine sehr große Zahl von Werken aus unterschiedlichen Epochen der Kirchenmusik aufgeführt werden konnte, zur Freude der Zuhörer und der Mitwirkenden.